Die Serie baut auf die Quantenphysik und deren Theorien auf, denen der Anime auch seine Komplexität verdankt.
Wenn man einen Würfel wirft und es kommt eine 6, so hätte man
natürlich auch eine 1, 2, 3, 4 oder 5 würfeln können.
Die Wahrscheinlichkeit ist für jede Zahl gleich groß. Die
Theorie von multiplen Welten geht nun davon aus, dass es auch immer
eine Welt gibt, in der man eine 1, 2, 3... gewürfelt hat. Sprich
bei jeder Entscheidung tritt sowohl das eine, als auch das andere
Ereignis ein, was natürlich zu einer unzähligen Anzahl an
verschiedenen Welten führt. Bekannt wurde Albert Einsteins Einwand
"Gott würfelt nicht!"
Dem Zuschauer wird versucht tiefergehende Theorien wie
"Schrödingers Katze" oder die "Kopenhagener Deutung"
zu vermitteln, wobei die Quantenphysik natürlich ein Gebiet
darstellt, zu dem es ein ordentliches Maß an Phantasie
benötigt.
Ersteres ist ein Gedankenmodell, das eigentlich die
Unvollständigkeit der Quantenmechanik bei der Übertragung
subatomarer Systeme auf die makroskopische Ebene aufzeigen soll.
Nach der Quantentheorie befindet sich nämlich ein instabiler
Atomkern nach Ablauf einer beliebigen Zeitspanne im Zustand der
Überlagerung (noch nicht zerfallen UND zerfallen). Im
"Schrödingers Katze" Experiment wird diese Überlagerung auf
ein makroskopisches System übertragen.
In eine Kiste steckt man eine Katze, eine Flasche mit Giftgas, besagten
instabilen Atomkern und einen Mechanismus der das Giftgas freisetzt,
wenn der Atomkern zerfällt. Der Zustand der Überlagerung
würde nun für die Katze ein lebendig und tot gleichzeitig
bedeuten. Erst mit
dem Öffnen der Kiste und der damit verbundenen Beobachtung
würde sich entscheiden in
welchem der beiden Zustände man die Katze auffindet, vor dem
Nachsehen wäre der Zustand der Katze nicht bestimmbar. Diese
Paradoxie führte zu diversen
Interpretationen so auch zur der "Kopenhagener Deutung".
Wie bereits erwähnt veranlasste die scheinbare Unvollkommenheit
über exakte Vorhersagen in der Quantentheorie Einstein zu oben
genannter Aussage. Damit war er auch Gegner der "Kopenhagener Deutung",
deren zentrales Element u.a. die "Unschärferelation" darstellt.
Diese besagt, dass man, wenn von einen Teilchen der Aufenthaltsort
bestimmt wird, man nichts über dessen Impuls aussagen kann - und
umgekehrt. Beide zusammen kann man nur mit einer gewissen
"Unschärfe" angeben.
Dies liegt darin begründet, dass der Quantentheorie zufolge der
Aufenthaltsort eines Teilchens nicht durch seine Ortskoordinaten in
Abhängigkeit der Zeit beschrieben werden kann, sondern durch eine
Wellenfunktion. Diese liefert aber für jeden Ort
eben nur eine Wahrscheinlichkeit wo man bei einer Messung das besagte
Teilchen finden könnte.
Ein einzelnes Teilchen ist daher nicht als Ganzes bestimmbar, da durch
die Messung
die Wellenfunktion vollständig verändert wird, was auch als
"Kollaps der Wellenfunktion"
bezeichnet wird.
Eine weitere in Noein vorkommende Interpretation der
Quantentheorie stellt
die schon indirekt erwähnte "everettsche
Viele-Welten-Interpretation" dar, die aus obigen
Würfelgedankenexperiment resultiert. Mögliche Messergebnisse
finden alle statt, nur eben in unterschiedlichen Universen, so dass
sich
dem jeweiligen Beobachter nur ein mögliches dieser Resultate
offenbart. Durch diese Theorie wären viele Paradoxen
erklärbar, auch die Auswirkungen einer Zeitreise.
Die Überwindung von Zeit und Raum ist in der Quantenwelt folglich
theoretisch möglich. Wichtig ist daher der Fakt, dass die
Kämpfer von La’cryma zu Quantenwesen werden mussten, da sie
ansonsten niemals in andere Zeitebenen hätten eindringen
können.
Das Aussehen des Dragon’s Torque in Form eines "Ouroboros" ist
ebenfalls symbolträchtig. Dieser steht als Symbol für die
Unendlichkeit. Die sich in den Schwanz beißende Schlange
symbolisiert, dass dem Ende ein neuer Anfang in ständiger
Wiederholung entspricht. Da sich somit alles auch immer wieder
wiederholt, ist es gleichzeitig auch ein stellvertretendes Zeichen der
Ewigkeit.
Nach diesem kleinen Ausflug in die unendlichen Tiefen, quantenphysikalischer Verwirrungsmodelle, kommen wir aber nun zu den
physikalisch fassbareren Kriterien des Anime.
"Noein" bietet solide, gutgezeichnete 2D Hintergrundgrafik, die sich
auch schon mal mit teilweise kompletten 3D Szenen abwechselt, die
allerdings die Minderheit darstellen. Wirkt das 3D bei gewissen Szenen,
wie den Kämpfen gegen Shangri-La durchaus atmosphärisch, sind
andere Szenen wie Rundfahrt / Zoom um/an Harukas Wohnhaus oder diverse
Verkehrsmittel eher weniger gelungen und haben eher
Versuchscharakter.
Experimentell, aber auch so gewollt, ist das Charadesign. Sehr lange,
dünne Gliedmaßen, große, fast quadratische Augen und
in Kämpfen auch mal sehr sketchy wirkende Zeichnungen kennzeichnen
den Anime und geben ihm so auch eine sehr eigene
Identität.
Der Soundtrack offenbart eine ausgezeichnete Atmosphäre, besonders
in den ernsten und actionreichen Szenen tragen die Stücke zur
Dramatik und Perfektionierung selbiger stark bei. Die Titel sind auch
eigenständig so gelungen, dass sich viele den Kauf des Soundtracks
überlegen werden.
Als Opening Theme kommt das sehr stimmige "Idea" von eufonius zum
Einsatz, beendet werden die Folgen mit dem Vocal "Yoake no ashioto" von solua.
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